Gartner Magic Quadrant zu Vertragsmanagementlösungen
Das Marktforschungsunternehmen Gartner hat einen Magic Quadrant zu Lösungen für das Vertragsmanagement beziehungsweise Contract Life Cycle Management (CLM) erstellt. Viele der hier genannten Hersteller haben einen US-Bezug und sind im deutschsprachigen Raum kaum bekannt. Jedoch wird das Thema auch hierzulande bespielt und zwar von vielen Enterprise-Content-Management-Anbietern wie Optimal Systems, Ceyoniq und ELO Digital Office, die unter anderem in unserer Übersicht zu Vertragsmanagementlösungen zu finden sind. Da es im Vertragsbereich um dokumentenbasiertes Bearbeiten geht, bildet er eine gute Ergänzung zu bestehenden ECM-Lösungen.
Laut Gartner umfasst der CLM-Markt mehr als 200 Anbieter. Die Fusions- und Übernahmeaktivitäten nehmen zu, da Anbieter versuchen, ihre in der Cloud bereitgestellten Servicepakete um CLM-Funktionen zu erweitern, um den wachsenden Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Der zunehmende Umfang der Lösungen und die dadurch ermöglichte höhere Akzeptanz werden nach Auffassung Gartners den CLM-Markt ankurbeln.
Vorteile von Vertragsmanagementlösungen
Lösungen für das Vertragsmanagement sind prinzipiell für Unternehmen aller Größen und Branchen interessant. Ihre Einführung kann zu erheblichen Verbesserungen bei der Umsatzverwaltung, Kosteneinsparungen und Effizienz führen. Das Verständnis und die Automatisierung von CLM können auch die Haftung eines Unternehmens begrenzen und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften verbessern.
Unternehmen ohne CLM können Schwierigkeiten haben, ihre Verträge effektiv zu verwalten. Zu den Risiken, die mit einem schlechten Vertragsmanagement verbunden sind, gehören übersehene Vertragsstrafen, entgangene Einnahmen, beschädigte Marken und verlorene Einsparungen. Auch eine mangelhafte Vertragsverwaltung kann zu verlorenen Verträgen, unerwarteten Verlängerungen und Auslaufen von Verträgen sowie zu versteckten Klauseln führen, die ein Unternehmen in die Haftung nehmen können. Wenn keine CLM-Lösung vorhanden ist, verbringen die Unternehmensverantwortlichen häufig viel Zeit damit, zu ermitteln, welche Bedingungen und Preisvereinbarungen aktuell sind.
Ausgereifte CLM-Prozesse in Unternehmen bieten zahlreiche Vorteile. Dazu zählen eine bessere Kontrolle darüber, was, wann und von wem unterzeichnet wird, und die Gewissheit, dass die richtigen Vertragsbedingungen in Kraft sind. Solche Prozesse bieten auch tiefere Einblicke in alle vertraglichen Vereinbarungen durch die Analyse von Inhalt, Bedingungen und Risiken.
Gartners Blick auf Docusign
Zu den Marktführern bei Vertragsmanagementlösungen zählt Gartner das auch im DACH-Raum bekannte Unternehmen DocuSign. Dies kommt aus dem Bereich E-Signatur-Lösungen, was durchaus auch typisch für CLM-Anbieter ist. Laut dem Gartner-Bericht hat das Unternehmen etwa 1.200 Kunden, die die neueste Version seiner CLM-Lösung nutzen. Sie setzen sich aus mittelständischen und großen Unternehmen zusammen, die vor allem aus den Branchen Hightech/Unternehmensdienstleistungen, Gesundheitswesen und Banken stammen. Der größte Teil der Endnutzer kommt aus dem Vertrieb, weniger aus dem Rechtswesen und der Beschaffung. Implementierungen, die vor allem bei der Integration weiterer Anwendungen als sehr herausfordernd anzusehen sind, werden meist von Partnerunternehmen durchgeführt.
Die Produkt-Roadmap von DocuSign umfasst Salesforce-spezifische Integration und Erweiterungen, die Gartner hervorhebt, da sie über die traditionellen CRM-Integrationen hinaus. Ein Beispiel ist die Integration mit Slack, die die Zusammenarbeit bei Verträgen (Zuweisung von Aufgaben, Senden von Risiko-Scorecards und Einholung von Genehmigungen) innerhalb der Slack-Oberfläche selbst ermöglicht.
Zu den Stärken zählt Gartner auch die Künstliche Intelligenz und fortschrittliche Vertragsanalytik: Docusigns »Insight« (ehemals Seal Software) ist eine der ausgereiftesten Lösungen zur Vertragsprüfung und -analyse auf dem Markt. Diese Lösung bietet Unterstützung für Vertragstransparenz/-analyse, Vertragsüberprüfung und Vertragsrisikobewertung.
Zudem hat Docusign über DocuSign Ventures erhebliche Investitionen in innovative Lösungen außerhalb der Seal-Übernahme getätigt. Dazu gehören Investitionen in Clause.io, einen Pionier für intelligente Verträge, BlackBoiler, eine KI-Lösung für Vertragsauszeichnungen, Pactum, eine Bot-Lösung für Vertragsverhandlungen, und The Legal Tech Fund, ein auf Legal Tech spezialisierter Risikofonds. Diese Investitionen bringen Vorteile für das Verständnis und die Definition der Zukunft von CLM.
Eher zum Abwarten rät Gartner bei der Implementierung neuer Versionen, die sich noch nicht am Markt bewährt hätten. So hat Docusign eine CLM-Version namens »Essentials« auf den Markt gebracht, die schneller zu implementieren und wesentlich kostengünstiger sein soll. Sie basiert auf der gleichen Codebasis wie das Standard-CLM-Produkt und soll einen Upgrade-Pfad zu diesem Produkt bieten. Im Vergleich zu den ausgereifteren CLM-Angeboten ist die Akzeptanz bisher begrenzt. Noch in der Entwicklung befindet sich das Obligations-Management. Dies ist die Fähigkeit, Verpflichtungen automatisch zu identifizieren und zu extrahieren, um sie zu überwachen und dann mit Lösungen von Drittanbietern (z. B. SAP Ariba) für die Verfolgung der Einhaltung von Vorschriften zu integrieren.
Gartners Blick auf Conga
Wie Docusign ist Conga im Leader-Quadranten zu finden. Die aktuelle Version von »Conga CLM« wird von etwa 450 Kunden genutzt. Diese sind mehrheitlich Großunternehmen mit über 10.000 Beschäftigten aus den Bereichen Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen und Hightech. Die Produkt-Roadmap umfasst die Verbesserung der Funktionen für die Zusammenarbeit an Dokumenten und die Erweiterung der Revenue-Lifecycle-Plattform.
Laut Gartner bietet Conga eine starke Unterstützung für Sell-Side Contracting, die Integration in Kunden- und Revenue-Management-Prozesse und die Nutzung von Salesforce. Zu den Stärken zählt auch eine fortschrittliche Analytik, da unter anderem durch die Übernahme von Contract Wrangler starke KI-basierte Vertragsanalysefunktionen hinzugekommen sind.
Kritisch sollten potenzielle Kunden die Bereiche Service, Support und Implementierungen betrachten. So nennen Kunden Probleme im Zusammenhang mit Stabilität, Integrationen, Systemfehlern und der Pünktlichkeit der Supportlösungen. Conga verfügt über keine vorgefertigten Integrationen mit den gängigsten Softwarelösungen für Beschaffung und Recht. Durch die Nutzung der Force.com-Plattform ermöglicht das Unternehmen seinen Kunden, jeden beliebigen Konnektor zwischen Salesforce und Drittanbietersystemen direkt mit Conga zu nutzen, anstatt einen proprietären CLM-spezifischen Adapter zu verwalten.