Ricoh übernimmt deutsches ECM-Softwareunternehmen Docuware
Seit Ende letzten Jahres suchte der ehemalige Gründer von DocuWare Jürgen Biffar, der sich ebenso wie sein Partner Thomas Schneck aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, aktiv nach einem Käufer für das Softwareunternehmen für Enterprise Content Management (ECM). Gegenüber ECMguide.de äußerte Biffar im Herbst 2018, dass es die wichtigste Aufgabe von Schneck und ihm sei, dass die künftigen Eigentumsverhältnisse das ermöglichen, was sie sich als weitere Entwicklung vorgestellt hatten. So sollte der eingeschlagene Weg fortgeführt werden können, der auf stationären und besonders cloud-basierten Lösungen für Dokumentenmanagement und Workflow beruht. Nun ist dieser Verkaufsprozess mit Ricoh zu einem vorläufigen Abschluss gekommen, da der japanische Konzern die hundertprozentige Übernahme von Docuware beabsichtigt.
Der Abschluss der Transaktion wird für den Sommer 2019 erwartet, vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörden in Deutschland und Österreich und der Erfüllung weiterer rechtlicher Bedingungen. Nach Abschluss der Transaktion wird Docuware als Tochtergesellschaft von Ricoh mit den seit Anfang des Jahres agierenden Geschäftsführern Dr. Michael Berger und Max Ertl fungieren.
Docuware bleibt als Einheit bestehen
Die bestehenden Unternehmenszentralen in Germering bei München und den USA sowie weitere Standorte und Tochtergesellschaften von Docuware sollen bestehen bleiben. Weltweit hat das Unternehmen über 12.000 Kunden in mehr als 90 Ländern und vertreibt seine Software für Dokumentenmanagement und Workflow-Automatisierung über ein Netzwerk von rund 600 Partnern. 2018 kam Docuware bei einem starken Wachstum im Cloud-Geschäft auf 46,6 Millionen Euro Umsatz.
Ricoh – im Vergleich dazu ein Riese – erzielte 2018 weltweit einen Umsatz von 16,47 Milliarden Euro, von denen rund 8,9 Milliarden Euro auf den Bereich Office Printing entfallen. Da die Tendenz hier in den letzten Jahren stagnierend bis rückläufig war, hofft das Unternehmen auf neue Wachstumsgebiete wie sie Docuware mitbringen könnte. Ob die Schlagkraft von Docuware hierzu reicht, wird sich zeigen.
Viele Druckerhersteller gehen ähnlichen Weg
Einige große Druckerhersteller versuchen schon seit Jahren einen ähnlichen Weg zu gehen. So hat Kyocera, die ebenfalls mit Docuware zusammen arbeiten, beispielsweise den deutschen ECM-Softwarehersteller Ceyoniq übernommen, der auch als eigenständige Tochtergesellschaft weiter arbeitet. Ebenso akquirierte Kyocera den Hersteller von Output-Software AKI und das ECM-Systemhaus Alos. Konica Minolta setzt auf viele Kooperationen mit Softwareanbietern sowie auf das Systemgeschäft und übernahm beispielsweise das schwäbische Systemhaus Raaber + Märcker. Lexmark hat nach einer enormen aber am Ende nicht erfolgreichen Akquisitionstour im ECM-Softwarebereich bereits eine Kehrtwende eingelegt und wurde nach der Übernahme durch Investoren wieder in verschiedene Hard- und Softwareunternehmen aufgeteilt.
Ricohs Wachstumsstrategie hinter der Übernahme
Ricohs Ziel lautet, in Technologien und Services für den digitalen Arbeitsplatz zu investieren, indem es sowohl organisch als auch durch Akquisitionen wachsen will. Die Übernahme von Docuware entspricht der Strategie von Ricoh, sein Angebot zur Transformation digitaler Arbeitsplätze zu vergrößern. »Wir arbeiten konsequent daran, einen Geschäftsbereich weiter auszubauen, der den wachsenden Anforderungen von Unternehmen rund um den Globus Rechnung trägt. Wir sehen eine starke Nachfrage bei unseren Kunden, den Wert ihrer Dokumente und Arbeitsabläufe zu optimieren, um ihr Wachstum zu fördern«, meint David Mills, Corporate Senior Vice President, Ricoh Company Ltd. Die Übernahme von Docuware sei ein ganz wichtiger Schritt, um diese Anforderungen zu erfüllen.
In der Praxis lässt sich beispielsweise das ECM-System »DocuWare« über die Ricoh Smart-Integration bereits jetzt mit den Multifunktionssystemen der IM C-Serie von Ricoh verbinden. Kunden können dadurch Dokumente einfach und sicher digitalisieren und in einen Workflow einspielen.