CeBIT-Auftritte von Start-ups im ECM-Umfeld
Analytics/KI, Enterprise-Search, Cloud und automatisierte Rechnungsverarbeitung – alles Schlagworte, die auf der CeBIT 2017 auch im ECM-Bereich häufig gefallen sind. Wir haben für Sie ein paar interessante Startups besucht, die auf der CeBIT besonders in Halle 11 zu sehen waren.
Startups bieten mit ihren Entwicklungen möglicherweise interessante Alternativen gegenüber bekannten Namen und Produkten. ECM-Anwender wollen in die Richtungen Analytics/KI, Enterprise-Search, Cloud und automatisierte Rechnungsverarbeitung gehen und Informationen aus dem archivierten Content intelligent nutzen. Daher werden ECM-Suiten mittlerweile oftmals um diese Funktionalitäten ergänzt bzw. mit entsprechenden Software-Lösungen verknüpft.
Startup benötigen aber auch Finanzierungskapital. Doch der deutsche Markt für Venture-Capital – eine der Hauptfinanzierungsquellen für Startups – ist hart umkämpft. Einer Vielzahl junger Unternehmen stehen nur wenige Risikokapital-Anbieter gegenüber. »Der erste Schritt zur Finanzierung«, sagt Sven von Loh, Finanzierungsberater für Startup-Unternehmen, »will für Startups daher sehr gut überlegt sein. In ihrem Streben nach notwendigem Eigenkapital haben Gründer oft nur einen einzigen Versuch – und der muss funktionieren.« Sven von Loh hat sein Finanzierungs-Know-how in dem Buch »Richtig dicke Fische angeln« zusammengefasst.
KI-Plattform von 5Analytics
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Auf der CeBIT 2017 zu finden war beispielsweise 5Analytics, die Softwarelösungen bieten, welche Künstliche Intelligenz (KI) in Unternehmensprozesse integriert. Das in Köngen nahe Stuttgart beheimatete Unternehmen startete bereits Ende 2015, hat inzwischen 13 Mitarbeiter und war nun schon das zweite Mal als Aussteller auf der CeBIT. Gegenüber ECMguide.de erläutert Dr. Sebastian Klenk, Geschäftsführer und Gründer von 5Analytics den Hintergrund des Unternehmens: »Wir beschäftigen uns mit Entscheidungsfindungen in Echtzeit bei häufig auftretenden Ereignissen. Im Gegensatz zu großen Anbietern wie IBM oder Microsoft, wo auch bei überschaubaren Projekten bereits hohe Beratungskosten anfallen, sind unsere Lösungen auch für kleinere Unternehmen und Projekten mit kurzer Laufzeit interessant.« So ist 5Analytics beispielsweise bei einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen im Einsatz, um Kundendatenanalyse aufgrund von Online-Daten zu betreiben. Bei Telefónica Deutschland dient die Softwareplattform dazu, Mitarbeitern Informationen und Handlungsempfehlungen in Echtzeit zu geben. Einige erfolgreiche Projekte sorgen dafür, dass sich 5Analytics bereits aus den eigenen Einnahmen finanzieren kann, nachdem Wayra, der Start-up-Accelerator von Telefónica Deutschland, für eine Anschubfinanzierung gesorgt hat und auch Know-how sowie praktische Unterstützung bietet. Um eine schnellere und umfangreichere Markterschließung zu erreichen, ist der Firmengründer an einer weiteren Finanzierungsrunde interessiert.
Spaactor mit Audio-Suchmaschine
Spaactor, ein weiteres Start-up-Unternehmen in Halle 11 demonstrierte seine Suchmaschine für audiovisuelle Medien. Diese sucht in Videos oder Podcasts nach Begriffen, die per Tastatur eingegeben werden. Die Audio- und Video-Wiedergabe erfolgt dann sekundengenau an der Trefferposition. Neben Online-Werbung verdient Spaactor vor allem an professionellen Suchaufträgen von Dienstleistern zur Medienbeobachtung, Unternehmen und Organisationen. Ein Suchauftrag mit 15 Begriffen kostet 39,99 Euro pro Monat. Der deutschsprachige Service greift auf etwa eine Million Audio- und Videodateien zu, zu denen täglich rund 3000 neue hinzukommen. Das dreiköpfige Spaactor Team inklusive Geschäftsführer Christian Schrumpf kommt aus Bremen und sucht für seine Expansion rund zwei Millionen Euro. 500000 Euro sind von einem Kapitalgeber bereits in das Unternehmen geflossen.
OnBill zeigt Cloud-Lösung für Rechnungsbearbeitung
Ebenfalls in Halle 11 präsentierte sich das Startup OnBill, das eine Rechnungssoftware auf Cloud-Basis für Selbständige, Startups und Unternehmen bietet. Sie dient der vollständigen Rechnungsverwaltung, ermöglicht die Erstellung, Versendung und Archivierung aller Dokumente im eigenen Layout und sorgt mit optimierten Prozessen und Automatisierungen für Zeitersparnis und Kontrolle der Buchführung. Laut Unternehmensangaben ist mit Onbill steuergesetzliche Konformität gewahrt. Höchste Sicherheitsstandards werden durch mehrfach redundante Datensicherung und ausschließlich deutsche Serverstandorte garantiert. Über die »OnBill API« können Anwender individuelle Software-Lösungen integrieren, was die einfache Synchronisierung von Kunden- und Produktdaten sowie Automatisierungsoptionen ermöglichen soll. Die drei unterschiedlichen Services von Onbill mit verschiedenen Funktionsumfängen kosten 9,95 Euro für Selbständige, 24,95 Euro für Selbständige Plus und 99,95 Euro für Unternehmen. Toni Klätke hat das Unternehmen 2014 gegründet und selbst finanziert. »Unser Fokus besteht zunächst darin, dass sich das Unternehmen aus eigenen Mitteln trägt. In einer späteren Phase könnten Finanzierungen von außen durchaus interessant für uns sein«, so Klätke, der mit einem Team von fünf »Technomaden« zusammenarbeitet.
Chinesisches Start-up CZUR mit Aufsichtsscannern
Last but not least wagte sich ein Start-up-Unternehmen bei seiner CeBIT-Premiere sogar direkt in die traditionelle ECM-Halle 3: CZUR aus China präsentierte hier Aufsichtsscanner sowohl für den Privat- als auch für den Unternehmenssektor. Bei diesen Scanner-Modellen können Benutzer Buchseiten oder andere Vorlagen offen auf das Gerät legen und die Seiten werden von oben gescannt. CZUR betritt den europäischen Markt mit sehr niedrigen Kaufpreisen. Das Modell für Privatkunden ist für 399 Euro auf Amazon erhältlich. Weitere Vertriebspartner sind Media Markt und Tech Data. Die Version für den professionellen Einsatz liegt bei 2500 Euro und ist damit rund zwei Drittel günstiger als Wettbewerbsprodukte. Der Hersteller CZUR ist vier Jahre alt und beschäftigt aktuell 51 Mitarbeiter. Finanziert haben sich die Gründer per Crowd-Funding über Indiegogo. Aktuell sucht das Unternehmen aus Shenzhen nach einem europäischen Standort und zieht Deutschland dabei in die engere Auswahl.