Studie: Rechnungswesensysteme werden zunehmend BI-fähiger
Moderne Rechnungswesensysteme entwickeln sich immer stärker zu umfangreichen Controlling- und Business-Intelligence-Tools, die sich gleichermaßen für Planung, Analyse und Reporting einsetzen lassen. Dies ergab die neueste Rechnungswesen-Software-Studie aus dem Hause Softselect. Der Trend ist vorgezeichnet: Rechnungswesen-Software goes Business-Intelligence.
Die Anforderungen an moderne Rechnungswesensysteme sind vielfältig. Zum einen gilt es, die hohen gesetzlichen Anforderungen an Buchführung, Rechnungslegung und Jahresabschluss wie GoBD und IFRS zu erfüllen. Zum anderen müssen Buchhaltungssysteme heute mehr leisten als bloß Finanz- und Anlagenbuchhaltung. Und aktuelle Rechnungswesen-Softwarepakete sind tatsächlich auf dem Weg dorthin.
Die neueste Softtrend-Studie der Hamburger Unternehmensberatung SoftSelect »Rechnungswesen Software 2015« analysiert unter diesen Gesichtspunkten 167 Lösungen hinsichtlich Funktionalität, technologischer Basis und Bezugsmöglichkeiten.
Die zentrale Aufgabe des Rechnungswesens besteht typischerweise darin, die finanziellen Unternehmenskennzahlen transparent zu machen. Oberstes Ziel ist es, eine valide und solide Grundlage für strategische Entscheidungen des Managements herzustellen. Die Richtigkeit und Ordnungsmäßigkeit der im Rechnungswesen anfallenden Daten ist dabei den hohen Anforderungen und gesetzlich definierten, engen Bestimmungen zur Prüfungspflicht unterworfen und wird gesetzlich eingefordert. Bei kaum einem anderen IT-System ist das Bedürfnis nach Sicherheit in Bezug auf Zuverlässigkeit, Gesetzeskonformität, Richtigkeit, Datenschutz, Integrität oder Transparenz so nachhaltig wie bei den Systemen für das Rechnungswesen.
Neue GoBD-Verordnung: was sich 2015 änderte
Inhalt dieses Artikels
Zum Jahresbeginn 2015 wurden mit der GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff) die Vorschriften zur ordnungsgemäßen Buchführung aktualisiert und vereinheitlicht. Die GoBD ersetzt damit nicht nur die GoBS (Grundsätze ordnungsmäßiger DV-gestützter Buchführungssysteme), sondern auch die GDPdU (Grundsätze zum Datenzugriff und Prüfbarkeit digitaler Unterlagen).
Ziel der Neuregelung ist es, zum einen für Rechtsklarheit zu sorgen sowie die Anforderungen der Finanzverwaltung an eine IT-gestützte Buchführung praxisgerecht zusammenzufassen.
Konzernabschluss nach IFRS: Pflicht, und auch freiwillig
Schon seit 2005 besteht für kapitalmarktorientierte Unternehmen die Pflicht, ihren Konzernabschluss ebenfalls nach IFRS aufzustellen. Für alle anderen Unternehmen kann der Abschluss nach IFRS freiwillig erfolgen, was auch zunehmend zur besseren internationalen Vergleichbarkeit geschieht. Allerdings ist daneben ebenso ein Jahresabschluss nach HGB aufzustellen.
Die parallele Rechnungslegung nach HGB und IFRS ist somit für viele Firmen bereits Pflicht und für international ausgerichtete Mittelständler laut Softtrend zusätzlich zu empfehlen. Für die Softwareanbieter gehört die Abbildung der Rechnungslegungsrichtlinien nach HGB, IFRS und US-GAAP bereits zum Standard. Von den in der Marktübersicht analysierten Buchhaltungssystemen erfüllen nahezu alle Systeme die Anforderungen des HGB, während nur gut die Hälfte der Softwarelösungen auch amerikanischen Rechnungslegungsstandards genügt.
Vom Controlling zur Business-Intelligence
Immer mehr Rechnungswesenlösungen bieten Anwendern neben den klassischen Buchhaltungs- und Controllingfunktionen auch weitergehende Reporting-, Planungs- und Analysefunktionen. 81 Prozent der in der Softtrend-Studie untersuchten Lösungen für das Rechnungswesen sind BI-fähig.
»Dabei handelt es sich allerdings nur zum Teil um eigenständige Lösungen«, gibt Michael Gottwald, Geschäftsführer von Softselect, zu bedenken. »Oft kooperieren die Hersteller von FiBu-Systemen mit den BI-Anbietern und bieten deren Lösung inklusive vorkonfigurierter Schnittstellen im Verbund an.«
Das enge Zusammenspiel von Rechnungswesen, Controlling und Business-Intelligence in einer Datenbank biete den Anwenderunternehmen viele Vorteile. So könne das Controlling mittels eines integrierten BI-Tools auf die aktuellen Kennzahlen der Buchhaltung zugreifen und so beispielsweise Echt-Zeit-Analysen durchführen.
Buchhaltungssysteme und Cloud wird kritisch gesehen
Der allgemeine Trend zu Cloud-Computing im Softwaremarkt bestätigt sich im Bereich Rechnungswesen noch nicht. Nur knapp die Hälfte der Buchhaltungssysteme lässt sich über die Cloud per Software-as-a-Service (SaaS) beziehen. Reine SaaS-Lösungen sind im Markt für Buchhaltungssoftware noch eine Rarität.
Da in den Rechnungswesensystemen die zentralen Unternehmenskennzahlen verwaltet werden, ist die Skepsis gegenüber dem Auslagern der sensiblen Daten in externe Rechenzentren aktuell noch sehr hoch. Dies ergab auch eine aktuelle Studie des Storage-Lösungsanbieters Hitachi Data Systems (HDS). Demnach haben beachtliche 87 Prozent der befragten Führungskräfte Bedenken, wenn es um Sicherheit und Datenschutz in Zusammenhang mit Geschäftsinformationen und Public-Cloud-Anwendungen geht.
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