OpenText präsentiert sich mit Micro Focus in München
In München fand letzte Woche die erste große Partner- und Kundenkonferenz von Softwareanbieter OpenText in Präsenz seit 2019 statt. Auf der »OpenText World EMEA« erklärte Mark J. Barrenechea, CEO und CTO bei OpenText das erst im vergangenen Jahr gestartete Projekt »Titanium« für beendet. Ziel des Projekts war, die Transformation in die Public Cloud also in den Mehrmandantenmodus (Multi-Tenant) voranzutreiben. Durch Titanium sollte das Public-Cloud-Angebot gleichwertig mit dem der Private Cloud werden. Und diese Aufgabe ist immens, denn der Softwarehersteller verfügt – nicht zuletzt durch den Kauf von Micro Focus im vergangenen Jahr – über mehr als 750 Produkte. Das gesamte Portfolio ist auch nicht transformiert worden.
Projekt Titanium ist abgeschlossen
Laut dem Opentext-Management gibt es aber zumindest eine vollständige Suite von Public Cloud Multi-Tenant SaaS-Lösungen in den Bereichen Content Management, Cybersecurity, Service Management und Anwendungsbereitstellung. Zudem habe Opentext die geografische Abdeckung und die Compliance-Standards der Opentext Cloud erweitert und die nächste Generation an Funktionen in der Private Cloud für Unternehmen in regulierten Branchen oder komplexen Umgebungen eingeführt.
Mit dem auf der »OpenText World EMEA« vorgestellten Produkt-Update »OpenText Cloud Editions (CE) 23.2« geht Opentext außerdem einen weiteren wichtigen Schritt zu Public Cloud Multi-Tenant SaaS-Lösungen: Im Zuge von Titanium stellt der Hersteller seinen Partnern und Kunden die nächste Generation der Opentext-APIs bereit, damit diese eigene Anwendungen entwickeln können. Dies ist eine Strategie, die andere Cloud-orientierte ECM-Hersteller wie das deutsche Unternehmen d.velop und der finnische Anbieter M-Files schon vor geraumer Zeit eingeschlagen haben. Für Barrenechea bedeutet die »Öffnung von APIs für Drittanbieter eine neue Philosophie. Damit fordern wir uns selbst mit unseren mehr als 9.000 Entwicklern heraus.« Aktuell verfügt Opentext über etwa 30 SaaS-Services wie »Content Capture«, »eSignature«, »Document Archive« und »Messaging Notifications«. Nächster Schritt soll dann der Aufbau eines Online-Marktplatzes sein. Aktuell gibt es noch keine Möglichkeit, die SaaS-Lösungen wie teils bei anderen Anbietern per Klick zu beziehen.
IDOL von Micro Focus integriert in Opentext-Produkten
Opentext nutzte die Veranstaltung zudem, um nach der Übernahme von Micro Focus die neuen Kunden und Kollegen zu begrüßen und gemeinsam Innovationen und Integrationen zu demonstrieren und zu diskutieren. Laut Muhi Majzoub, EVP und Chief Product Officer bei Opentext gibt es einige Lösungen von Micro Focus, deren Integration sich positiv auf zahlreiche Kernprodukte von Opentext auswirkt. Hierzu zählt Majzoub besonders die Data-Analytics-Lösung »IDOL«. Sie ist mit Version CE 23.2 beispielsweise bereits in »OpenText Extended ECM« und »OpenText Documentum« integriert. Laut Opentext ermöglicht dies Unternehmen, Content-Verbindungen zu erforschen, um mithilfe von KI-gestützten Erkenntnissen bessere und schnellere Entscheidungen zu treffen.
Barrenechea betrachtet Micro Focus Deal als günstig
Die im Marktumfeld teilweise geäußerte Kritik, OpenText habe mit den knapp 6 Milliarden Dollar zu viel für Micro Focus bezahlt, weist Barrenechea im Gespräch mit ECMGUIDE entschieden zurück. »Die Akquisition von Micro Focus war keinesfalls zu teuer und mir persönlich ist auch noch nicht zu Ohren gekommen, dass der Kaufpreis zu hoch gewesen wäre. Vielmehr weist der Deal das günstigste Umsatz-Multiple auf, das Opentext je bezahlt hat.« Opentext hat etwa das 2,2-fache des Jahresumsatzes von Micro Focus gezahlt und damit weit weniger als das 5-bis 10-fache wie bei anderen Deals zuvor. Allerdings sind die Preise für Technologieunternehmen gesunken und Micro Focus hat seit 2018 regelmäßig Umsatz- und Gewinnrückgänge zu verzeichnen. Ein Selbstläufer wird die Übernahmen von Micro Focus mit Sicherheit nicht.
Fest steht auch: Obwohl Micro Focus seine Zentrale in Großbritannien hat, will Opentext an seiner bisherigen Europa-Zentrale in München festhalten, wo laut Management erhebliche Cloud-Entwicklungsarbeit geleistet wird.
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