Gartner legt Magic Quadrant für Web Content Management 2019 vor
Das Beratungs-und Analystenhaus Gartner hat die aktuellste Ausgabe seines Magic Quadrant für den Bereich Web Content Management (WCM) veröffentlicht. In der Studie berücksichtigt sind wie im Vorjahr insgesamt 18 Unternehmen. Neu hinzugekommen ist das in der Schweiz ansässige Magnolia. Herausgefallen ist IBM, weil das Unternehmen sein Geschäft mit IBM Web Content Manager an HCL Technologies und IBM Watson Content Hub an den Investor Centerbridge abgegeben hat, der daraus ein eigenständiges Unternehmen formen will.
»Nach über 20 Jahren der Entwicklung ist dieser Markt nun ausgereift und tritt in eine neue umfassende Ära des digitalen Erlebnismanagements ein, so wie es von den Kunden immer wieder verlangt wird. Viele Unternehmen auf der Nachfrageseite sehen WCM jedoch immer noch als die Kerntechnologie, die ihr digitales Geschäft vorantreibt«, fasst Gartner den Status zusammen.
Was Gartner von Web Content Management erwartet
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Für Gartner umfasst Web Content Management (WCM) den gesamten Prozess von der Erstellung über die Verwaltung und die Auslieferung von Inhalten über einen oder mehrere digitale Kanäle mittels einer speziellen Management-Lösung auf Basis eines Kern-Repository. Berücksichtigt werden Angebote, die als lizenzpflichtige Software, Open Source Tool oder Cloud Service respektive hosted Service bereitgestellt werden.
Ganz klar betont Gartner, dass das Funktionsspektrum dabei weit über die Veröffentlichung von Webseiten hinausgeht. So gehören etwa die Arbeit mit Templates, Workflows und Change Management, Repositories für die Verwaltung der Metadaten, Versionskontrollen, Sicherheitsfunktionen, Personalisierung und Analysefähigkeiten mit zum erwarteten Leistungsumfang. Außerdem wird verlangt, dass die Integration über APIs mit verwandten Technologien wie E-Commerce-Plattformen, Plattformen für Marketing Automation und sogenannte Digital Experience-Plattformen (DXP) möglich ist.
Führende WCM-Anbieter laut Gartner
Als führend stuft Gartner vor allem Adobe, den auf Drupal ausgerichteten DXP-Anbieter Acquia, Sitecore und Episerver ein. Oracle gehört aber auch noch zu dieser Gruppe. Allerdings hat sich Adobe nach Ansicht von Gartner von der Spitzengruppe, die sich insgesamt leicht verbessert hat, etwas abgesetzt.
Als Visionäre mit lediglich – aus Sicht von Gartner – noch ausbaufähiger Marktbearbeitung werden neben den beiden US-amerikanischen Unternehmen Crownpeak und Bloomreach auch die deutschen Unternehmen CoreMedia und e-Spirit genannt. Während Crownpeak seine Position gehalten und Bloomreach aus dem Leader-Quadranten abgerutscht ist, konnten sich die deutschen Anbieter leicht verbessern.
Open Text, Automattic das Unternehmen hinter WordPress, Progress sowie Kentico Software sieht Gartner als Herausforderer. Allerdings haben alle vier gegenüber dem Vorjahr zwar ihren Marktzugang verbessert, aber in Bezug auf die technologische Vision etwas nachgelassen.
Die deutschen Firmen in Gartners WMC-Studie
Bei Coremedia lobt Gartner die auch für technisch wenig versierte Nutzer einfach zu verstehende Oberfläche der Content Cloud und die Funktionsvielfalt. Außerdem heben die Analysten das Wachstum bei der Partnerbasis hervor – sowohl was Technologie- als auch Implementierungspartner anbelangt.
Nachholbedarf sieht das Marktforschungsunternehmen bei den Anstrengungen in Bezug auf die Integration von Artificial Intelligence in die Produkte und bei den Marketingbemühungen. Oft hätten Gartner-Kunden den Anbieter nicht auf dem Zettel, obwohl seine Produkte ihre Bedürfnisse durchaus erfüllen würden. Außerdem sei die Marktdurchdringung in Nordamerika mangelhaft – ein Vorwurf, den sich deutsche und überhaupt europäische Unternehmen von Gartner auch in anderen Marktsegmenten immer wieder anhören müssen. In dem Fall wird er damit begründet, dass dort der Großteil des Umsatzes im WCM-Markt erzielt wird.
Bei E-Spirit konstatiert Gartner im Vergleich zum Vorjahr Fortschritte bei der Architektur, die nun eine schnellere Inbetriebnahme erlaube. Außerdem sei die Anzahl der Funktionen, die Business-Nutzer ansprechen, deutlich gewachsen. Dazu zählen Personalisierung, Campaign Management und Journey Mapping. Auch die umfassende Interoperabilität des Hauptproduktes FirstSpirit betonen die Marktforscher. Hauptkritikpunkt ist die – auch im Vergleich zu anderen europäischen Anbietern – unterdurchschnittliche Präsenz in Nordamerika. Deutsche Kunden werden damit leben können.
Einschätzung deutscher Mittelständler
Für sie dürfte auch die bereits vor einigen Wochen vorgelegte Vendor Selection Matrix von Research In Action interessant sein. Demnach ist der Markt für Web Content Management Software hierzulande durch eine zunehmende Präferenz für Cloud-Lösungen und eine immer komplexere, umfangreichere und vernetzte Web-Technologielandschaft im Umbruch. Die Studie basiert auf einer Befragung deutscher, mittelständischer Unternehmen. Die sehen die Anbieter Acquia, Coremedia, E-Spirit, Jahia und Sitecore unter den ersten fünf. Erst dann folgen die von Gartner als Leader eingestuften Adobe und Episerver, sowie eZ System, Progress und SDL.