Open-Source-CMS-Vertreter warnen vor Cyber Resilience Act

In einem offenen Brief an die EU-Kommission warnen Vertreter von Drupal, Joomla, TYPO3 und WordPress vor negativen Folgen des Cyber Resilience Act. Die freien und quelloffenen Content-Management-Plattformen werden für mehr als die Hälfte aller EU-Websites eingesetzt. Somit haben die Entwicklungsmöglichkeiten der CMS-Systeme eine große wirtschaftliche Bedeutung.

CMS-Brief an EU

Offener Brief von vier Open-Source-CMS-Anbietern an EU-Kommission (Bild: ECMGUIDE)

Offener Brief von vier Open-Source-CMS-Anbietern an EU-Kommission (Bild: ECMGUIDE)

Offener Brief an EU-Kommission

Führende Köpfe von Drupal, Joomla, TYPO3 und WordPress haben gestern einen offenen Brief an die EU-Kommission gerichtet. Gemeinsam loben sie das Ziel der EU, die Sicherheit und Qualität von Software zu verbessern. Jedoch warnen sie davor, dass der vorgeschlagene »Cyber Resilience Act« zu gegenteiligen Ergebnissen führen könnte, indem er die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft und die zentralen Ziele und Werte der Europäischen Union untergräbt.

Das Schreiben untermauert die Bedenken hinsichtlich der nachteiligen Auswirkungen, die die vorgeschlagenen Verordnungen auf die Entwicklung und die Aktivitäten im Bereich freier und offener Quellcodes (»Free and Open Source Software«, kurz FOSS) in der EU haben könnten. Der FOSS-Bereich trage nach Aussagen der Verfasser jährlich mehrere Milliarden Euro zur Wirtschaft bei und sorge für Innovation und Wohlstand in der EU. Zudem fördere er auch die Ziele und Werte der EU.

Drohender Schaden für EU-Wirtschaft

Der offene Brief hebt das Verbot von »unfertiger Software« und die unklare Definition von »gewerblicher Tätigkeit« hervor. Regelwerke, die die Verflechtung von digitalem Geschäft und Softwareentwicklung ignorieren oder ihr widersprechen, könnten die europäische Innovation und wirtschaftliche Teilhabe behindern. Diese Beschränkungen könnten zu einem ungewollten Zustrom von Geschäftsanfragen an US-amerikanische Tech-Riesen führen.

Die Unterzeichner erklären, dass FOSS-Projekte eine friedliche Zusammenarbeit fördern, die den Zielen und Werten der EU entspricht, darunter Menschenwürde, Freiheit, Demokratie und Gleichheit. Jedoch widerspricht die vorgeschlagene Verordnung den Realitäten der modernen Softwareentwicklung. Sie könnte FOSS-Projekte daran hindern, in der EU tätig zu werden.

Einladung zur Zusammenarbeit

Freie und Open-Source-Software wird in unabhängiger internationaler Zusammenarbeit und unter Mitwirkung Tausender von Einzelpersonen entwickelt, veröffentlicht, verbreitet und ständig aktualisiert. Die Autoren des offenen Briefes betonen, dass dieser zentrale Grundsatz freier und offener Codes an sich schon eine Quelle für Cyber-Resilienz ist. Sichere Software dürfe nicht von proprietärer Software abhängen, die sich im Besitz von außereuropäischen Tech-Giganten befinde und von diesen verwaltet werde. Vielmehr solle Sicherheit durch Förderung und Einbeziehung der freien und Open-Source-Technologie erreicht werden.

Der Brief endet mit einer Einladung an die Mitglieder der EU-Kommission und andere interessierte Parteien, an einem Seminar in Brüssel teilzunehmen, um über FOSS zu diskutieren und darüber, wie CMS-Webplattformen ihren Status als Vorbilder für europäische Innovation und Wohlstand beibehalten können.

Unterzeichner des Schreibens sind: Crystal Dionysopoulos, President, Open Source Matters, Inc. (Joomla), Josepha Haden Chomphosy, Executive Director, WordPress Project, Olivier Dobberkau, President, TYPO3 Association, Tim Doyle, CEO, Drupal Association.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.