Digitalisierung und Kollaboration beim Schienengüterverkehr
Ein Konsortium aus sieben Unternehmen erhält Fördermittel vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zur Digitalisierung der bisher analogen Zugabfertigung und zum Aufbau einer Kollaborationsplattform für den Schienengüterverkehr. Als Koordinator fungiert rail connect, während das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen, Advaneo, GS1 und Wilke Logistics Verbundpartner sind, sowie LOCON Logistik und Consulting und BBL Logistik als assoziierte Partner arbeiten. Die assoziierten Partner werden nicht gefördert und schließen sich einem Antrag an, wenn der wissenschaftliche Mehrwert und das Interesse an dem Thema belegt sind. Sie können an einem Projekt teilnehmen, müssen aber für ihre Beteiligung selbst aufkommen und erhalten keine finanzielle Unterstützung von den beteiligten Förderorganisationen. Das Gesamtvolumen des Projekts, das bis November 2020 angesetzt ist, beläuft sich auf 2,68 Millionen Euro, wovon 70 Prozent das BMVI trägt.
Durch Digitalisierung der Zugabfertigung soll eine Erhöhung der Nutzungsintensitäten von unausgelasteten Bahnwagen, Loks und Trassen im Schienengüterverkehr sowie die Ortung von Bahnwagen ermöglicht werden. Neben der Automatisierung beim Abfertigen eines Zuges mit Hilfe einer App ermöglicht ein datenbasierter Ansatz die Entwicklung und Bereitstellung von weiteren digitalen Dienstleistungen im Kontext des Schienengüterverkehrs.
Kollaborationsplattform für mehr Effizienz im Schienengüterverkehr
Obwohl in Deutschland in den kommenden Jahren ein um 40 Prozent steigendes Transportaufkommen erwartet wird, kann der Schienengüterverkehr bisher auf Grund seiner geringen Leistungsfähigkeit keinen Beitrag zur Entlastung des Transportnetzes liefern. Dies liegt hauptsächlich an der ineffizienten Ausnutzung der Kapazität des Schienengüterverkehrs durch unausgelastete Züge. Ein wesentlicher Grund hierfür sind die zeitaufwendige, großteils noch manuelle Zugabfertigung und die analoge, nicht digitalisierte Kommunikation sowie die derzeit noch gering ausgeprägte Kollaboration in der Branche.
Die App »railfox« soll zukünftig den papierbasierten Prozess der Zugabfertigung ersetzen. Sie erfasst dabei in Echtzeit weitere Daten über den Güterverkehr und ermöglicht so datenbasierte Entscheidungen. Die im Kontext des Forschungsprojekts geschaffene Datendrehscheibe »railconnect« lässt die Gestaltung von datenbasierten Services zu. Die Plattform erlaubt bei intelligenter Verknüpfung mit vorhandenen Daten die Entwicklung und Bereitstellung von Services, wie ein Echtzeittracking der Bahnwagen, ein digitales Logbuch der Fahrt sowie eine Bahnwagenakte zur Optimierung der Instandhaltung.
Interessante Nebeneffekte
Das Forschungsprojekt zur Digitalisierung des Schienengüterverkehrs eröffet auch neue Potenziale in der Zusammenarbeit von Logistikanbietern. So ermöglicht Railconnect die gemeinsame Nutzung und optimale Auslastung von Bahnwagen, Loks und Trassen. Dies steigert die Effienz und Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs. GS1-Standards sichern dabei die Interoperabilität und gewährleisten einen effizienten Datenaustausch zwischen Unternehmen. Gleichzeitig gewährleistet eine entsprechende IT- Architektur die Wahrung der Datensouveränität unter Einhaltung der gesetzlichen Datenschutzanforderungen.
Die Realisierung des Forschungsvorhabens trägt dazu bei die »Klimaschutzziele 2050« durch erhöhte Elektromobilität zu erreichen und den Schienengüterverkehr als langfristig klimaschonenden und nachhaltig arbeitenden Mobilitäts- und Transportweg zu qualifizieren.