KI in Deutschland: Nutzer machen, Unternehmen reden
Künstliche Intelligenz war das Thema 2024 und steht auch 2025 in Firmen ganz oben auf der Agenda. Zwei diese Woche veröffentlichte Umfragen zeigen aber: Wenn Unternehmen nicht aufpassen, hängen die Nutzer sie bei KI ab.
Status Quo der Nutzung von KI in Deutschland
Inhalt dieses Artikels
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und in aller Gedanken. Täglich gehen Meldungen über neue Möglichkeiten oder Einsatzbereiche durch die Medien, gestern etwa der Bericht über den ersten, auf KI basierenden, halbwegs humanoiden Roboter, der als Lehrer tätig sein könnte und seinen ersten Auftritt in einer Schule in Delmenhorst hatte. Auch von ECMguide.de befragte Branchenexperten sehen KI – wenig überraschend – als eines der Top-Themen 2025.
Allerdings ist KI zwar sehr präsent, aber nicht in allen Lebensbereichen gleichermaßen wirksam: Eine vom Webhoster Strato initiierte, repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov ergab, dass 40 Prozent der KI-Anwenderinnen und -Anwender entsprechende Tools vorrangig für private Zwecke nutzen. Lediglich ein Drittel der Befragten verwendet KI sowohl privat als auch beruflich. Nur neun Prozent nutzen KI überwiegend beruflich.
Bei den Selbstständigen ist der Anteil der KI-Nutzer höher. In dieser Gruppe sagen nur ein Viertel, dass sie KI vorrangig privat nutzen. Dagegen nutzen 18 Prozent KI-Tools vorrangig beruflich. Der Wert liegt damit doppelt so hoch wie beim Rest der Bevölkerung. 40 Prozent der Selbstständige lassen sich schon beruflich als auch privat durch KI unterstützen.
Vertrauen in KI-nutzende Unternehmen
Das Vertrauen in Unternehmen, die Künstliche Intelligenz nutzen, hängt der Umfrage zufolge stark vom Einsatzfeld ab (45 Prozent). Etwa 26 Prozent der Befragten vertrauen Unternehmen generell nur eingeschränkt, unabhängig davon, wie sie KI einsetzen. 11 Prozent haben gar kein Vertrauen. Zudem haben fast 70 Prozent der Menschen Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Sicherheit, wenn Unternehmen KI nutzen.
»Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Angebote von künstlicher Intelligenz noch viel Potenzial für die Zukunft bieten, gerade bei der Arbeit«, sagt Claudia Frese, CEO von Strato. » Hier kann KI künftig noch mehr Menschen dabei helfen, ihre beruflichen Ziele zu erreichen, auch wenn es um ihre digitale Identität oder den Erfolg von Onlineprojekten geht.«
Wie SAP-Nutzer KI in Deutschland einsetzen
Ein anderes Bild zeigt eine Umfrage auf der anderen Seite des Spektrums – also nicht bei Anwendern, sondern bei tendenziell großen Unternehmen. Auch in einer gemeinsamen Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG), der Americas‘ SAP Users‘ Group (ASUG) und der UK & Ireland SAP User Group (UKISUG) gewinnt Künstliche Intelligenz (KI) im Allgemeinen in Unternehmen zunehmend an Bedeutung.
Dennoch sehen sich nur wenige Befragte als Experte auf dem Gebiet Generativer KI: Bei den DSAG-Mitglieder sind es nur 7 Prozent der Befragten. Die Befragten halten trotz ihrer selbst festgestellten Ahnungslosigkeit bei dem Thema zur Hälfte das Potenzial von KI derzeit als überbewertet. Mehr als ein Drittel erwartet dennoch, dass KI mittelfristig ganze Branchen revolutionieren wird.
Den Umfrageergebnissen zufolge befinden sich derzeit 52 Prozent der Befragten DSAG-Mitglieder im Lernprozess bezüglich KI. 46 Prozent erweitern ihr Wissen über Generative KI. Allerdings sagen nur 11 Prozent, dass sie mit dem Tempo des Wandels mühelos Schritt halten können. 59 Prozent kommen ihrer eigenen Einschätzung nach einigermaßen mit, 24 Prozent können nicht Schritt halten. Erst 6 Prozent gaben an, KI in vielen Bereichen zu nutzen. 24 Prozent nutzen KI in einigen Bereichen. 11 Prozent nutzen KI nicht.
»Die rasante Entwicklung von KI-Technologien kann für Unternehmen überwältigend sein«, sagt Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender. »Zudem verfügen viele, insbesondere im Mittelstand, möglicherweise nicht über die notwendigen finanziellen Mittel, technische Infrastruktur oder Fachkräfte, um KI umfassend zu implementieren.«
32 Prozent führen laut Umfrage derzeit KI-Pilotprojekte durch und 23 Prozent denken über KI-Pilotprojekte nach. Das sieht Hungershausen als guten Weg: »Pilotprojekte ermöglichen es Unternehmen, KI in einem kontrollierten Umfeld zu testen, ohne sich sofort umfassend zu verpflichten. Dies reduziert finanzielle und operative Risiken. Pilotprojekte sind ein Weg, um den Anschluss nicht zu verlieren.«
Unternehmen, die KI einsetzen oder einsetzen wollen, planen dabei vor allem interne Abläufe effizienter zu gestalten und Einblicke aus Daten zu gewinnen. 61 Prozent setzen KI zur Optimierung von Geschäftsprozessen ein, 60 Prozent arbeiten mit KI-unterstützten Analysen von Daten zur Gewinnung von Erkenntnissen. Zur Unterstützung strategischer Unternehmensentscheidungen spielt KI aktuell nur bei 21 Prozent der Befragten eine Rolle.
Risiken von KI schon gut verstanden
In der Umfrage wird auch deutlich, dass Firmen die Risiken von KI schon gut verstanden haben. Für 95 Prozent der Befragten sind Transparenz und Klarheit über den Einsatzort und die Datenbasis der KI von großer Bedeutung. 89 Prozent legen zudem großen Wert auf faire Preismodelle. Ebensoviele halten es für unerlässlich, dass KI-Lösungen nahtlos in bestehende Systeme integriert werden können.
Bedenken haben die Befragten im DACH-Raum vor allem hinsichtlich der Themen Sicherheit, Datenqualität und Governance. »Gerade in der DACH-Region haben Unternehmen hohe Ansprüche an Datenschutz und Transparenz. Es liegt an uns, sicherzustellen, dass die Einführung von KI mit klaren Richtlinien und einem starken Fokus auf die Qualität der Daten einhergeht, um langfristig Vertrauen in diese Technologien aufzubauen«, so Hungershausen.
Weitere Artikel
Bundesbehörden scannen mit Avision, Inotec und Ricoh
Der Dienstleister Safetec IT-Systeme hat mit drei Herstellerpartnern eine Ausschreibung des Bundesinnenministeriums gewonnen. Insgesamt ging es um über 1.400 Scanner in sechs Geräteklassen und ein geschätztes Volumen von über 5,8 Millionen Euro.
Hyland stellt KI-Erweiterungen für Hyland Insight vor
Mit den Erweiterungen für »Insight« beginnt Hyland seine im Oktober angekündigte Strategie umzusetzen und will den Schritt »vom Dokumentenmanagement zu verwertbaren Erkenntnissen« gehen. Ebenfalls neu ist »Hyland for Workday«.